25 Jahre "The Matrix": Der Film mit der roten Pille​

Die Menschheit ist in einer Simulation gefangen, während Maschinen die Welt beherrschen: Vor 25 Jahren kam "The Matrix" ins Kino und prägte die Popkultur.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 317 Kommentare lesen

DVD-Sammelboxen mit Filmfiguren und Bildschirmschoner waren in den 1990er-Jahren "a thing".

(Bild: Nico Ernst)

Lesezeit: 19 Min.
Von
  • Gerald Himmelein
Inhaltsverzeichnis

Eine Frau in Lack und Leder, die von einem Hochhaus aus über eine befahrene Straße springt. Keanu Reeves, dem ein Spiegel wie Quecksilber den Arm hochfließt. Grimmige Männer in schwarzen Anzügen, die mit bloßen Fäusten Betonpfeiler zertrümmern. Grüne Schriftzeichen, die wie Regen die Leinwand herabtropfen. Kung-Fu-Kämpfe in Zeitlupe. Und: "Waffen, 'ne Menge Waffen."

Der Trailer von "The Matrix" lockte Zuschauer mit spektakulären Bildern und mündete in einem verheißungsvollen Satz: "Leider kann man nicht erklären, was die Matrix ist. Man muss sie selbst erleben." Das ist natürlich Blödsinn.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

25 Jahre später können sogar Leute erklären, die den Film nie gesehen haben, was die Matrix ist: Die Handlung ist in die Popkultur so tief eingesickert wie sonst nur "Star Wars". Geschickt verquirlt das Drehbuch gängiges Paranoia-Futter wie Massenüberwachung und die Manipulation der öffentlichen Wahrnehmung zu einem finsteren Sci-Fi-Cocktail.

Grundsätzlich folgt "The Matrix" einer wohlbekannten Struktur: Zweifelnder junger Mann trifft auf älteren Mentor und erlernt übernatürliche Fähigkeiten, um sich einem übermächtigen Gegner zu stellen. Diese Form des Helden-Epos war schon 1977 bei "Star Wars" ein alter Hut.

Und dennoch setzte "The Matrix" neue Maßstäbe – sowohl bei den Effekten als auch beim Plot. Die meiste Aufmerksamkeit bekam damals "Bullet Time": Dabei kreist die Kamera mit atemberaubendem Schwung um Schauspieler, die dabei in Zeitlupe gegeneinander kämpfen. Ungewöhnlich war auch die Kombination von Martial-Arts-Stunts mit Schusswaffeneinsatz.

The Matrix – Denkwürdige Momente (9 Bilder)

"Waffen, jede Menge Waffen": Die Kampfkombination Waffen und Martial Arts war im westlichen Kino neu.
(Bild: Warner Bros / Village Roadshow Pictures)

Insbesondere faszinierte viele Zuschauerinnen und Zuschauer die Vorstellung, womöglich selbst in einer Scheinwelt zu leben. Variationen dieser Idee findet sich zwar bereits im Buddhismus, in Platons Höhlengleichnis und bei Descartes wieder. "The Matrix" gab der Sache jedoch einen Sci-Fi-Dreh: Nicht nur sagt im Film ein weises Kind "Den Löffel gibt es nicht"; jenseits der Simulation sind als Besteck nur Göffel zu sehen, eine Mischung aus Gabel und Löffel.

Kurzer Blick in die Küchenschublade: Heißt das etwa, dass wir – Sie und ich also, vielleicht auch Ihre Katze – nur in einer Illusion leben? Bis heute ist die Frage ein dankbares Thema für Feuilleton-Artikel, wissenschaftliche Abhandlungen und Kiffer-Gespräche.

(Gegen die Theorie spricht übrigens, dass die im Film gezeigten Handys vom Typ Nokia 8110 einen gefederten Schnappmechanismus haben. In der realen Welt muss man das 8110 per Hand aufschieben; erst das deutlich anders aussehende 7110 schnappt auf wie im Film gezeigt. Sollte dieser Absatz verschwinden, gab es hier nur einen Fehler in der Matrix.)

Die Idee zu "The Matrix" kam den Wachowskis, nachdem sie ihr erstes Drehbuch verkauft hatten, "Assassins - Die Killer" (Assassins, 1995). Was ein Triumph sein sollte, entwickelte sich für die beiden zu einer herben Erfahrung: Das Endergebnis unterschied sich so gravierend vom ursprünglichen Skript, dass sie ihre Namen aus den Credits entfernen lassen wollten. Damit "The Matrix" nicht dasselbe passierte, bestanden die Wachowskis darauf, hier auch Regie zu führen – worauf sich das Studio zunächst nicht einlassen wollte.

Zunächst schrieben und drehten die Wachowski-Schwestern jedoch den Thriller "Bound - Gefesselt" (Bound, 1996), mit einem überschaubaren Cast und wenigen Effekten. Matrix-Produzent Joel Silver erzählte gerne, die Wachowskis hätten "Bound" gedreht, um dem Filmstudio Warner Bros zu beweisen, dass sie auch "The Matrix" stemmen könnten. Als Arbeitsprobe gewissermaßen.

Lana Wachowski dementierte diese Geschichte später. Außer Zweifel steht, dass diverse Beteiligte an "Bound" auch bei "The Matrix" wieder zum Zug kamen, darunter Kameramann Bill Pope, Komponist Don Davis und Darsteller Joe Pantoliano.

Nachdem die Wachowskis mit den Comic-Künstlern Geoff Darrow und Steve Skroce ausgefeilte Designs und umfassende Storyboards erstellt hatten, war Warner Bros endlich überzeugt. Um aus dem Budget von 60 Millionen US-Dollar das Meiste herauszuholen, wurde der Großteil der Aufnahmen im australischen Sydney gedreht.